Dagmar Aaen sticht wieder in See
Es gibt großartige Neuigkeiten: Die Expedition Ocean Change geht weiter! Am 21. Juni 2022 ist die Dagmar Aaen erneut ausgelaufen und nimmt Kurs in Richtung der Vestmannaeyjar-Inselgruppe. Im Fokus steht bei der Expedition wieder das Aufzeichnen von Daten zum Klimawandel. Über die Navigationsplattform BELUGA kann die Weiterfahrt der Dagmar Aaen live verfolgt werden.
Arved Fuchs und seine Crew sind im April 2022 per Fähre von Dänemark nach Island gereist und haben neue Ausrüstung für die Dagmar Aaen mitgebracht. Das Schiff wurde im Hafen von Reykjavík startklar gemacht für die Abfahrt im Juni. Vier Wochen wird die Crew rund um die Vestmannaeyjar-Inselgruppe unterwegs sein, bevor sie sich am 11. Juli auf den Weg nach Húsavik in Nordost-Island macht. Dort wird die „Grönland“ Crew mit an Bord gehen. Die Weiterfahrt geht dann am 13. Juli in Richtung der Insel Jan Mayen. Ab dem 20. Juli wird die Dagmar Aaen in das Schutzgebiet NordostGrönland fahren. Der Expedition Ocean Change wurde hier eine extra Sondergenehmigung erteilt, das Gebiet zu durchfahren.
Ab dem 22. Juli geht es dann wieder Richtung Süden, um am 21. August im Scoresby Sund anzukommen, dem längsten Fjord der Welt. Ende August geht es dann zurück nach Húsavik für einen Crewwechsel.
Erneut arbeitet Arved Fuchs mit Wissenschaftlern verschiedener Institute zusammen. Seine gesammelten Daten stellt er den Forschern für ihre Arbeit zur Verfügung. Dieses Jahr wird die technische Ausstattung des Schiffs um eine weitere Sonde ergänzt und es werden neue Wissenschaftler mit der Crew von Arved Fuchs das Meer befahren. Mit einem neuen Hydrophon sollen Geräusche unter Wasser aufgezeichnet werden. Während der Expedition werden auch neue Podcasts produziert. Ein Kamerateam vom ZDF wird die Expedition per Videodreh festhalten und für das Format „planet e“ fertigstellen.
Am 29. September 2022 wird die Expedition in Hamburg enden. Die Crew nimmt dort am Extremwetterkongress teil und will ihre gesammelten Informationen vorstellen.
Es bleibt also spannend mit der Expedition Ocean Change. Alle wichtigen Ereignisse, die auf der Fahrt passieren, werden hier auf der NIBE Webseite in weiteren Blogeinträgen vorgestellt. So seid ihr immer up to date wenn es wieder heißt „Ahoi und Leinen los!“
Etappenpause
Gesundheit geht vor – OCEAN CHANGE Expedition unterbrochen
Arved Fuchs musste sich im isländischen Akureyri einer Notoperation unterziehen. Er hatte großes Glück, dass das Schiff im Hafen lag und nicht auf hoher See war, so ist eine schnelle Behandlung möglich gewesen und Arved Fuchs geht es inzwischen den Umständen entsprechend gut.
Aus diesem Grund ist es aber derzeit nicht möglich, dass der Expeditionsleiter mit seiner Crew wie geplant zur Fortsetzung der Expedition nach Jan Mayen und Ost-Grönland aufbricht. Die aktuelle Etappe der Expeditionsreihe OCEAN CHANGE muss vorerst unterbrochen werden.
Nach einer erfolgreichen Operation befindet sich Arved Fuchs auf Island in stationärer Betreuung und wird zeitnah zur weiteren Behandlung nach Deutschland verlegt. Das Expeditionsschiff Dagmar Aaen bleibt vorerst im Hafen von Húsavík im Norden Islands.
Wir können nicht einschätzen, wie lange sich Arved Fuchs regenerieren muss und ob es weitere Reha-Maßnahmen gibt. Ob und wann die Expedition Richtung Ost-Grönland weitergeht, soll deshalb in den kommenden Wochen entschieden werden.
Über den weiteren Verlauf der Entwicklungen werden wir Sie selbstverständlich aktuell auf dem Laufenden halten.
Auf den Spuren der Entenwale
Nach dem Start der Expedition am 21. Juni 2022 sind Arved Fuchs und seine Crew von Reykjavik erst zur Hafenstadt Akranes und dann nach Keflavík gesegelt. Wegen eines Sturmtiefs verbrachte die Crew zwei Tage in Keflavík, bevor sie in der Breiðafjörður-Bucht mehrere kleine Fischerhäfen ansteuerten. Arved Fuchs und sein Team wollten die Reise langsam angehen und auch mal mit dem Schiff etwas „umherbummeln“.
Geplant war auch ein Aufenthalt auf den Westmännerinseln südlich der isländischen Küste. Aufgrund der Wetterlage und des Zeitplans haben sich die Teilnehmer der Expedition Ocean Change jedoch dagegen entschieden. Es stand nämlich ein ganz besonders wichtiger Termin in Siglufjörður an – das Treffen mit den Walforschern. Die Walforscher kommen von einer Universität auf Island und gingen für drei Tage mit an Bord der Dagmar Aaen. Auf dem Forschungsschiff wollten sie die seltenen nördlichen Entenwale aufspüren. Der nördliche Entenwal erreicht eine maximale Länge von 9,8 m und wiegt zwischen 6 und 7,5 Tonnen. Die Tiere sind recht scheu und tauchen bis zu 1000 m tief. Bis zu zwei Stunden können sie unter Wasser bleiben, um Nahrung aufzuspüren. Aufgrund dieser langen Tauchzeit ist es besonders schwer die Entenwale zu Gesicht zu kriegen, da sie innerhalb der zwei Stunden unter Wasser schnell ihren Standort wechseln können. Über die Lebensweise der Entenwale ist wenig bekannt, daher sind sie für die Wissenschaft von großem Interesse.
Arved Fuchs und seine Crew umsegelten die kleine Insel Grímsey, nördlich der Nordküste Islands. Die Insel ist das nördlichste bewohnte Gebiet von Island und liegt direkt am Polarkreis. Rund um die Insel gibt es viele Tiefseegräben und Steilabfälle, die die Entenwale gerne aufsuchen.
Die Crew der Dagmar Aaen hat vorab mit den Walforschern einige Manöver geprobt, was zu tun wäre, wenn sie einen Wal sichten. Die Walforscher hatten Luftdruckgewehre an Bord, mit denen sie Pfeile auf die Wale abschießen können. Diese Pfeile schneiden ein kleines Stück Haut aus den Tieren heraus, rutschen ab und treiben dann im Meer. Arved Fuchs und sein Team sollten diese Proben dann für die Walforscher aus dem Meer fischen. Mit Sendern wollten die Walforscher die Tiere auch markieren, damit die Route der Wale nachvollzogen werden kann.
Die Besatzung der Dagmar Aaen sah jede Menge Wale vorbei schwimmen – Buckelwale, Zwergwale und viele Delfine. Die nördlichen Entenwale ließen sich jedoch nicht blicken. Mit Hilfe eines Hydrophons haben die Walforscher die Klicklaute der Tiere unter der Wasseroberfläche aufgezeichnet. Es wird sich erst später rausstellen, ob auch Geräusche von Entenwalen darunter sein werden.
Bevor die Walforscher an Bord der Dagmar Aaen gingen, konnten sie an einer anderen Stelle nördliche Entenwale in Küstennähe sehen. Dabei ist es normalerweise recht ungewöhnlich für die Tiere, dass sie so nah an der Küste sind. Ob das mit den Veränderungen des Klimas etwas zu tun hat, kann noch nicht sicher gesagt werden.
In Húsavík gibt es ein Walmuseum, in dem ein Skelett eines einst auf Island gestrandeten Entenwals ausgestellt ist. Die Walforscher wussten von Anfang an, dass die Chancen nicht allzu hoch sind die Wale zu entdecken. Es ist eben ein langwieriges Forschungsprojekt, das sich über Jahre erstreckt. Die Crew um Arved Fuchs hat sich aber über die anderen zahlreichen Walarten gefreut, die den Weg der Dagmar Aaen kreuzten. Die Dagmar Aaen ist schließlich ein Forschungsschiff und die Crew freut sich stets, wenn das Schiff dabei helfen kann neue Vorkommnisse zum Thema Klimawandel und der sich verändernden Flora und Fauna zu erforschen.
Die Walforscher sind in Húsavík wieder von Bord gegangen und ein Crewwechsel hat stattgefunden. Fünf neue Mitglieder sind jetzt an Bord, sodass nun insgesamt 10 Leute mit der Dagmar Aaen unterwegs sind. Momentan wird die Fahrt nach Grönland vorbereitet und kleinere Wartungsarbeiten werden durchgeführt. Arved Fuchs beobachtet dabei, wie sich die Eislage an der grönländischen Küste entwickelt. Nur wenn günstige Bedingungen vorherrschen, kann die Dagmar Aaen ihre Fahrt nach Grönland aufnehmen.
Eindrücke der zweiten Etappe
Ende August hat Arved Fuchs die zweite Etappe der Expedition OCEAN CHANGE nach einem dringend erforderlichen Krankenhausaufenthalt fortgesetzt. Da die Saison in der Arktis jahreszeitlich bereits zu weit vorangeschritten war, konnten die ursprünglich geplanten Expeditionsziele Jan Mayen und Ostgrönland nicht mehr besucht werden.
Das letzte Teilstück der Expedition knüpfte aber genau an die Planung an, indem es vom Norden Islands aus zunächst an die Ostküste ging und dann weiter mit dem Ostkurs zu den Faröer Inseln, den Shetlands, nach Norwegen und schließlich durchs Skagerrak zurück in die Ostsee zum Heimathafen Flensburg.
Auf dem Weg von Island nach Deutschland wurden alle Messreihen wie geplant fortgeführt, zudem wurde unterwegs eine weitere meteorologische Driftboje ausgesetzt.
Beim Ablegen in Richtung Färöer-Inseln zeigte sich das Wetter launisch: Windstille am Morgen, ablandige Böen am Mittag. Die Distanz vom Startpunkt Húsavík bis zu den Färöern betrug etwa 430 Seemeilen. Am zweiten Tag wurde das Kap Langanes umrundet und anschließend hatte die Dagmar Aaen über weite Strecken die isländische Küste in Lee, bei vornehmlich östlichem Wind.
Auf halber Wegstrecke bot sich auf offener See die Gelegenheit wissenschaftliche Messungen durchzuführen. Neben dem Ocean Pack, das permanent verschiedene physikalische Parameter in Oberflächennähe aufzeichnet und überträgt, hat die Crew dafür verschiedene Möglichkeiten: Für einige Minuten wurde die Tiefensonde (CTD) zur Sammlung von ozeanographischen Daten und deren Übermittlung an das Geomar in rund 450 Meter abgesenkt. Sichttiefe und Schwebstoffdichte können mithilfe einer Secchi-Scheibe und der dazugehörigen Farbskala festgestellt werden. Bei dem relativ ruhigen Seegang bot es sich ebenfalls an, einige akustische Aufnahmen mit dem Hydrophon durchzuführen.
Zu guter Letzt wurde die Messboje ausgesetzt – eben jene Boje, die bei der ersten Etappe im letzten Jahr bereits ausgesetzt und zwischenzeitlich an der isländischen Küste auf Höhe der Westmännerinseln an Land gespült wurde.
Am vierten Tag auf See zeichnete sich bereits Silhouette der Färöer-Inseln ab, durch imposante Fjorde mit steil abfallenden Felswänden und sattgrünen Hängen steuerte die Dagmar Aaen den ersten Zielhafen Klaksvík an, der mit seinen rund 5.000 Einwohnern das Zentrum der Nordinseln bildet, dann geht die Reise weiter nach Tórhavn, der Haupstadt der Färöer.
Während der Liegezeit in Tórshavn hatte die Crew ausgiebig Zeit, die malerische Innenstadt mit ihren kleinen Gassen zwischen den traditionell niedrig gebauten Häusern mit grasbewachsenen Dächern zu erkunden.
Das nächste Ziel lautete Lerwick auf den Shetlandinseln. Das Wetter zeigte sich bei dieser Überfahrt von seiner freundlichen Seite und so hatte die Crew eine bleierne glatte See bei Tag und sternenklaren Himmel mit hellem Mondschein bei Nacht. Diese günstigen Bedingungen wurden genutzt um erneut Messungen mit der Tiefensonde, der Secchi-Scheibe und der Soundtrap durchzuführen.
Den Tag Liegezeit in Lerwick nutzte ein Teil der Crew, um mit einem Mietwagen die Insel Mainland zu erkunden. Am Ende dieses Ausflugtages musste das Schiff dann auch schon wieder seeklar gemacht werden, da sich nur ein kurzes günstiges Wetterfenster für die Überfahrt nach Norwegen bot. Mit Wellen von bis zu 3,5 Metern Höhe begleitete raues Wetter die Überfahrt. Nach knapp zwei Tagen steuerte das Schiff in den Hafen von Stavanger.
Nach vier Tagen lies der Sturm langsam nach. Bei bis zu 6 Meter hohen Wellen und Windstärke 10 musste die Crew in Stavanger auf Wetterbesserung warten. Windig war es immer noch und als die Dagmar Aaen schützenden Schärengürtel hinter sich gelassen hat, holte sie der Nordwestwind in Böen mit 35 Knoten und 3 Meter hohen Wellen ein. Das war grandioses Segeln, mit bis zu 7 Knoten kreuzte wir das Schiff vor dem Wind. Gegen Abend wird das Skagerak – das Tor zur Ostsee erreicht.
Auf der Schlussetappe meinte es die Sonne nochmal richtig gut mit der Crew der Dagmar Aaen. Warmes, spätsommerliches Wetter herrschte vor, als die Dagmar Aaen im Flensburger Museumshafen einlief und festmachte und von einer großen Schar von Freunden und Schaulustigen auf dem Bohlwerk des Museumshafens begrüßt wurde. Noch am selben Abend mussten einige Crewmitglieder abreisen: „Journeys End“. Ein schöner, würdiger Ausklang. Und wie heißt es so schön: „Das Ende der einen Reise, ist der Beginn einer neuen“. Wir werden berichten.